Mariah Carey
Doch, für das Geld hat sie schon etwas geboten, die Meraia. Das Konzert dauerte gut zwei Stunden und vorher gab es noch zum Aufwärmen den Prolo-Rapper Sean Paul als Dreingabe. Irgendwann hatte dieser dann das Feld geräumt, und Mariah konnte sehr zu meiner Freude ziemlich viele ihrer ganz alten Stücke darbieten. Aus seligen Zeiten meiner Kindheit, als alles noch viel besser war... und überhaupt. Ich meine solche Monumente wie "Hero" oder "Dreamlover" oder "My all" oder "Can't let go". Etwas aufgepeppelt musste das ganze natürlich werden, damit das Crazy-Teenie-Girlie-Publikum es auch "uh my god, awesome!" findet. Zum Einsatz kamen so unter anderem noch einige weitere T-Shirt-Prolos und Ghetto-Brothaz 'n Sistaz.
Yo Man. Whazzup Man. Cool war auch der äußerst qualitative Bass, der sonor durch das gesamte Gebänk der Continental Airlines Arena ging und eigentlich alle anderen Frequenzabschnitte übertönte, darunter gut und gerne auch die Mariah selbst. Praktisch ist so ein Bass aber allemal, ermöglicht er es einem doch, durch das Gesäß stets das aktuelle Lied zu bestimmen. "Bzzzzzz, zzzzzzzzd, bwwwww, bzzzzz, dzzzzzzz". Erkannt?
Mariah hat das Schlimmste ihrer Stimmen-Krise wohl tatsächlich überwunden, aber an ihre einstigen Fähigkeiten kommt sie dennoch längst nicht mehr heran. Jedoch großes Lob an die Crew, die haben ganze Arbeit geleistet: Geschickt sind ihre Lieder jetzt in kurzen, übersichtlichen Fragmenten gehalten, die selten mehr als 2-3 Töne umfassen. Dazu winkt sie dann im Joe-Cocker-Style mit der rechten Hand und erweckt hartnäckig den Eindruck einer ganz, ganz freien, impulsiven Improvisation. Wo es ging wurde an ihr auch großzügig mit Silikon gearbeitet. Unterstützung in Form von "Background-Vocals" genannten Foreground-Vocals war natürlich auch da, sogar in allen Formen und Farben. Tatsächlich setzt Mariah dann und wann auch selbst an und drückt einzelne sehr hohe und sehr laute Töne heraus, was viele Zuhörer dann zu Ausrufen wie "na siehst du, und wie die singen kann!" hinreißt.
Was ich wirklich beachtlich finde ist, dass es die Leute gar nicht bemerken. Vielleicht ist es ihnen auch vollkommen egal. Solange die Abfolge der Bässe mit dem Muster im Gedächtnis übereinstimmt, passt anscheinend alles. Aber die Show war natürlich cool, da gibts nix zu sagen. Schön verfahren haben wir uns auch.
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